PDA

Wir würden behaupten, dass bei allen, die ihr Kind im PDA-Profil wiedererkennen, irgendwann ein Aha-Effekt eintritt (oder auch mehrere). Das Verhalten des Kindes wird erklärbar und klar wird auch, dass sich der bisherige Umgang mit dem Kind ändern muss. Was könnte man als erstes umsetzen? Hier unsere Tipps.

Anforderungen reduzieren

Zunächst sollten alle Anforderungen, die nicht zwingend nötig sind, radikal reduziert werden. Das heißt beispielsweise, dass das Kind nicht mehr am Esstisch essen muss (sondern z. B. am Couchtisch), dass das Kind in der Schule nicht mehr „ordentliche“ Kleidung tragen muss (sondern z. B. Jogginghosen), dass das Kind seine Zähne nicht mehr 2x täglich putzen muss.

Wähle deine Kämpfe weise

Mit dem Reduzieren von Anforderungen geht die Priorisierung einher. Der Grundgedanke ist immer, die Anforderungen in nicht so relevanten Bereichen zu reduzieren, damit mehr Kapazität für die relevanten Bereiche übrig bleibt. Manchmal ist es wesentlich besser „nachzugeben“ als auf einem „Kampf“ zu bestehen. Der kostet häufig allen Beteiligten nur unnötig viel Energie ab.

So wenig fragen wie möglich

Das Stichwort ist „declarative language“. Jede direkte Ansprache, jede Frage an das Kind ist eine Anforderung, weil eine Reaktion oder eine Antwort erwartet wird. Ziel muss sein, das Angst- und Erregungslevel des PDA-Kindes zu reduzieren. Auch „Anforderungen in der Sprache“ sollten darum reduziert werden. Nötige Anforderungen können z. B. durch eine andere Formulierung vermittelt werden („Ich frage mich, ob Du Turn- oder Übergangsschuhe anziehen willst“).

Umdenken

PDA-Kinder verhalten sich in aller Regel nicht „schwierig“, weil sie andere provozieren möchten.  PDA-Kinder verhalten sich so, weil sie nicht anders können. Sie haben ein sehr hohes Angstlevel und ein grundlegendes Bedürfnis nach Kontrolle und Autonomie. Jede Anforderung wird als Bedrohung erlebt und kann Vermeidungs- und fight-flight-freeze-Reaktionen auslösen. Dies hat eine neurologische Grundlage, die vom PDAer nicht durch rationale Überlegungen beeinflusst werden kann und ihn oft selbst verzweifeln lässt.

Dem Kind das Gefühl geben, verstanden zu werden

PDA-Kinder brauchen sichere Beziehungen, um sich regulieren zu können. Das heißt, dass PDA-Kindern Glauben geschenkt werden sollte, wenn sie (wie auch immer) zu verstehen geben, dass sie gerade „nicht können“ und dass ihnen (wenn irgend möglich) so viel Zeit gegeben werden sollte, wie sie brauchen. Dazu gehört auch, ihnen so viel Kontrolle wie möglich zu überlassen.

Wenn sich ein PDA-Kind, v. a. von seinen Eltern, aber im Idealfall von allen, die das Kind in irgendeiner Form begleiten, verstanden und mit seinen Herausforderungen angenommen fühlt statt „falsch“ und „permanent missverstanden“, ist aus unserer Sicht schon viel erreicht.